User First ist ein Software-Entwicklungsmanifest, das 2021 veröffentlicht wurde. Ziel ist es, Software zu schaffen, die wirklich angenehm zu benutzen ist — und dabei stets die ethischen Grenzen der Nutzerinnen und Nutzer respektiert. Dieser Ansatz lässt sich auf jede Art von Software anwenden: Websites, Desktop-Programme, mobile Apps und Videospiele.
Software, die diesem Manifest folgt, sollte die folgenden Eigenschaften verkörpern:
Die Software sollte so angenehm wie möglich zu benutzen sein — und aktiv vermeiden, die Nutzerin oder den Nutzer zu frustrieren. Typische Beispiele für Frustration (nicht abschließend):
Die Software darf niemals Aktionen ausführen, ohne dass der Nutzer davon weiß. Jeder Vorgang sollte entweder direkt kommuniziert oder durch ein transparentes Design erkennbar gemacht werden.
Beispiele für intransparente Verhaltensweisen:
Die Software sollte keinerlei Werbung enthalten.
Die Software darf das Verhalten der Nutzerin oder des Nutzers nicht aufzeichnen oder verfolgen. Nutzende sollten sich sicher sein können, dass ihre Nutzung, ihr Standort und alle damit verbundenen Informationen weder überwacht noch gespeichert oder weitergegeben werden.
Die Software sollte sich niemals selbst bewerben, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Das gilt für E-Mails, Benachrichtigungen oder jegliche andere Form der Kontaktaufnahme. Die einzige Ausnahme ist die Information über neue Versionen.
Die Software darf niemals ohne ausdrückliche Zustimmung der Nutzerin oder des Nutzers etwas in sozialen Netzwerken veröffentlichen — und diese Funktion muss standardmäßig deaktiviert sein.
Es dürfen keine Belohnungen oder Anreize für das Veröffentlichen positiver Kommentare über die Software angeboten werden.
Die Software darf nicht auf Kontakte oder soziale Netzwerke der Nutzerin oder des Nutzers zugreifen, um Einladungen oder Werbebotschaften zu verschicken.
Diese zusätzlichen Eigenschaften gelten speziell für Videospiele.
Die gesamte Spielerfahrung muss verfügbar sein, sobald das Spiel erworben wurde. Es dürfen keine In-App-Käufe enthalten sein. Gesperrte Level, zusätzliche Features oder Power-Ups dürfen nur durch normales Spielen oder Spielfortschritt freigeschaltet werden.
Alle Spielupdates sollten kostenlos sein.
Die Software sollte keine In-App-Käufe enthalten oder auf ein Free-to-Play-Monetarisierungsmodell setzen. Dazu gehören unter anderem:
Gameplay-relevante Funktionen sollten niemals hinter einer Bezahlschranke versteckt sein. Spielerlebnis und Fortschritt sollen allein auf Können, Entdeckung und Spiel basieren — nicht auf Ausgaben.
Die Software sollte darauf ausgelegt sein, die Entwicklung, Freude oder das Lernen des Spielenden zu fördern. Sie darf keine Mechaniken enthalten, die ausschließlich dazu dienen, Nutzende langfristig zu binden oder ihre Spielzeit zu maximieren.
Beispiele für erzwungene Bindung:
Dieses Manifest wurde ursprünglich im Dezember 2021 von Lucas Dima entwickelt.
Einige seiner Prinzipien basieren auf einem früheren Entwurf mit dem Titel Game Software Principles aus dem Jahr 2018.
Wenn du Anregungen oder Feedback hast, schreib uns gerne an hello [at] userfirstsoftware.org — wir freuen uns über deine Nachricht.
Wenn du diese Ideen in deinem eigenen Projekt nutzen oder zitieren möchtest, besuche das GitHub-Repository.